OrthoCast - Der Orthinform Podcast
Neuigkeiten aus Orthopädie und Unfallchirurgie:
Podcasts mit renommierten Expertinnen und Experten.
OrthoCast - Der Orthinform Podcast
Behandlung von Kreuzband- und Meniskusproblemen am Knie (Prof. Philipp Niemeyer)
Entdecken Sie die verborgenen Geheimnisse der Kniegesundheit mit Professor Philipp Niemeyer, einem führenden Experten auf dem Gebiet der Knieverletzungen. In unserer neuesten Episode enthüllt er, was hinter der Stabilität unserer Knie steckt und warum gerade Kreuzbänder und Menisken eine so essentielle Rolle spielen.
Nicht nur Sportler haben hier etwas zu lernen; auch Alltagsbewegungen können zu ernsthaften Verletzungen und Kniebinnenschäden führen. Wir diskutieren zudem, warum gewisse Bewegungsabläufe insbesondere bei Frauen und jungen Fußballerinnen ein höheres Risiko für Kreuzbandverletzungen darstellen.
Die Behandlung von Knieverletzungen kann komplex sein, doch Professor Niemeyer erklärt, warum nicht jeder Riss gleich unter das Messer muss. Erfahren Sie, welche Behandlungsmethoden ohne Operation auskommen und welche Faktoren zu einer Entscheidung für die Chirurgie beitragen. Wir gehen auch auf die Bedeutung einer guten Physiotherapie vor und nach Operationen ein und darauf, was Patienten erwartet, wenn sie sich für eine Operation entscheiden. Jeder Behandlungsplan ist so individuell wie der Patient selbst, und wir erörtern, was das für die Genesung bedeutet.
Abschließend geben wir Ihnen wertvolle Einblicke in die Prävention von Knieverletzungen. Mit praktischen Tipps und speziellen Übungsprogrammen, wie etwa dem "FIFA 11 Plus", lernen Sie, wie Sie Ihr Verletzungsrisiko minimieren können. Außerdem stellen wir Initiativen vor, die sich gezielt der Stärkung der Kniegesundheit im Breiten- und Jugendsport widmen. Machen Sie sich bereit für eine Fülle von Tipps und Informationen, die Ihnen helfen, aktiv an Ihrer Kniegesundheit zu arbeiten und Verletzungen vorzubeugen.
Music under CC License:
Artist: Jahzzar, Track: Blueprint (License: CC BY-SA 4.0 DEED)
Artist: Breuss Arrizabalaga Quintet, Track: Mount Fuji (License: CC PD)
Wir heißen Sie herzlich willkommen zu Ort. Inform, der Patienteninformationsplattform des Berufsverbandes für Orthopädie und Unfallchiorgie.
Speaker 1:Mein Name ist Robert Hudeck und mein Name ist Katerina Döpfer und wir beide sind Orthopäden und Unfallchiorgen hier aus der wunderschönen Stadt Hamburg, und wir informieren über Krankheitsbilder aus der Orthopädie und Unfallchiorgie. und das Thema heute ist Kreuzband und Meniscus, und dazu haben wir einen ausgewiesenen Fachmann eingeladen. Es ist Professor Philipp Niemeyer aus der Orthopädisch-Chirurgie in München, und er ist aktuell Präsident der Aga. Aga steht für Arbeitsgemeinschaft für Atroskopie, und er ist ein echter Fachmann für Knieverletzungen und eben auch Kreuzband und Meniscusverletzungen. und wenn man in Deutschland lebt, dann schaut man natürlich Fußball und kennt Fußball, und sobald man das Wort Fußball sagt und an Verletzungen denkt, dann denkt man automatisch gleich auch an die berühmte Kreuzbandverletzung. Und vielleicht, professor Niemeyer, könnten Sie uns alle mal updaten und unseren Zuhörern vielleicht ganz kurz erläutern, wo genau sind die Kreuzbänder und was genau machen die eigentlich?
Speaker 3:Erst mal bedanke ich mich auch für die Einladung, freue mich, dabei zu sein. Wenn man über Kreuzband und Meniscus spricht, dann ist das ein Thema, was wahrscheinlich auch Abendfüllen sein könnte. Wir möchten, dass er hier für unsere Zuhörer möglichst kompakt halten, und die Frage, was das ist, die muss man natürlich getrennt beantworten. Also, letztendlich ist es so, dass das Kniegelenk ja eines der größten Gelenke am Körper ist, und ein ganz wesentliches Problem sind Instabilitäten, und deswegen gibt es am Kniegelenk letztendlich ganz wichtige Bandsstrukturen. Da würde ich die Innenbänder, die Außenbänder dazu zählen und eben auch die beiden Kreuzbänder, die quasi im Kniegelenk ganz im Zentrum einen ganz zentralen Teil der Stabilität des Kniegelenkes ausmachen. Und ganz speziell man kann das vielleicht ganz einfacher erklären, indem man sagt, die Kreuzbänder stabilisieren so ein bisschen das Verschieben vom Unterschenkeknochen gegen den Oberschenkeknochen, Die.
Speaker 3:Minisken das wissen die meisten. Das sind zwei letztendlich ringförmige Strukturen im Kniegelenk, die zwischen den beiden Hauptknochen, also Oberschenke und Unterschenke, legen und die quasi so ein bisschen als Puffer und als Lastverteiler wirken und damit das Gelenk schützen, den Knorpel schützen und vor Verschleißerscheinung schützen.
Speaker 2:Das klingt schon mal sehr spannend. Herzlichen Dank, wie ist das? wie verletzt man sich das denn? Also? man sieht das ja immer bei Fußballern, die fallen aus wegen der Kreuzbahnverletzung. Aber was muss man denn machen, damit das Kreuzbahn kaputt geht, oder wie ist die Bewegung, damit das Kreuzband reißt und dass auch der Miniskuss davon betroffen ist?
Speaker 3:Ja, also Sie haben es schon angesprochen typische Sportverletzung, wobei man dazusagen muss, wenn man im Fernsehen vom Kreuzband hört, das meistens das vordere Kreuzband betroffen. Das ist die typische Sportverletzung. Skifahren ist bei uns im München natürlich ein großes Thema, wenn man über Sportverletzungen spricht. Das ist ein typischer Mechanismus, und Fußball, handball sind wahrscheinlich die beiden Sportarten mit der höchsten Inzidenz pro Zeiteinheit, wie man sich das Kreuzband verletzen kann. Was viele nicht wissen, ist, dass es meistens gar keine so großen Zweikämpfe oder spektakuläre Unfälle bedarf. Oft sind das so kleine Richtungswechsel, also so genannte Non-Kontaktverletzung, also wo gar kein Gegenspieler dabei ist, und der typische Mechanismus ist so ein nach innen wegknicken, also so ein dynamisches X-Bahn machen. Ganz typisch kommt das vor bei Richtungswechseln plötzlich auf stumpfen Boden, und das erklärt zum Beispiel auch, warum so häufig das Innenband bei einer Kreuzbandverletzung mitverletzt ist, weil das eben genau in diesem Moment letztendlich dann auch unter Belastung kommt und anspannt.
Speaker 2:Ich habe da mal im Studium gelernt oder auch dann in der Fachartsausbildung. Es gibt ja dieses wunderschöne Wort, dieses Unhappy Triad, also unglückliche Konstellation von drei Verletzungen. Vielleicht können Sie da nochmal eingehen, weil das ist immer so eingängig, und ich glaube, viele Patienten haben das schon mal als Diagnose gehört eine Unhappy Triad. Vielleicht das nochmal ganz kurz erklären, was ich gerade schon so ein bisschen angedeutet habe.
Speaker 3:Ja, letztendlich kommen Kreuzbandverletzungen häufig nicht als isolierte Verletzung, sondern als Kombinationsverletzung vor, und ganz typisches eben bei der vorderen Kreuzbandverletzung die Verletzung des Innenbandes, und oft kommt dann eben eine Miniskusverletzung noch hinzu, und deswegen macht es ja auch Sinn, das heute Abend so ein bisschen auch im Kontext miteinander darüber zu besprechen. Ein ganz kleiner Hinweis ist vielleicht da anzumerken an Happy Triad Das ist ja häufig Innenband, innenminiskus und Vorderes Kreuzband. Interessanterweise ist aber die Außenminiskusverletzung eigentlich die typische, und wenn man jetzt letztendlich dran, was ich eben gesagt habe, so ein bisschen im Kopf hat, dass das Kniegeling quasi nach innen aufklappt, dann ist das ja auch logisch, weil da der Außenminiskus gerade unter Druck kommt und oft eben mit so ein bisschen eine Quetschverletzung erleidet.
Speaker 1:Gibt es denn eigentlich Unterschiede zwischen Männern und Frauen?
Speaker 3:Ja, interessanterweise sind Frauen deutlich häufiger von Kreuzbandverletzungen betroffen. Da gibt es völlig unterschiedliche Ansatzpunkte, um das zu erklären. Da sind auch lange hormonelle Veränderungen das ist ja mal naheliegend, wenn man Unterschiede zwischen Männern und Frauen betrachtet, diskutiert worden. Vielleicht spielen aber auch so Bewegungsmuster, so ein bisschen Geometrie eine Rolle. Auf jeden Fall lässt sich nicht abstrahlen, dass Frauen leider wirklich ein deutlich höheres Risiko haben, insbesondere junge Frauen beim Fußball, der mit vielfacher Höhtes Risiko, sich Kreuzband zu reisen, im Vergleich zu einem Mann, dann auch im gleichen Alter.
Speaker 1:Und jetzt stellen wir uns mal vor, da kommt jetzt jemand, der hat meinetwegen einen Sport gemacht, Fußball schiefern und hat sich jetzt so einen Kreuzband gerissen. Ein bisschen provokante Frage Muss man das eigentlich immer operieren?
Speaker 3:Sicher nicht. Letztendlich muss man sagen, gibt es viele Patienten, die mit einer Kreuzbandtruktur auch gut zurechtkommen. Wir nennen die dann sogenannte COPA, also Patienten, die eigentlich dann nicht so sehr auf das Kreuzband angewiesen sind, als dass sie dort Instabilitäten verspüren, oder auch nicht mehr sportfähig sind nach so einer Verletzung. Ganz schwierig ist aber, das voraus zu sagen. Das heißt, wir können dem Patient letztendlich ganz schwer an der Nasenspitze ansehen, der gehört in die Gruppe der Patienten, die mit so einer Kreuzbandverletzung auch ohne eine Operation zurechtkommen und auch wieder leistungsfähig werden, oder ist das vielleicht einer, der dauerhaften Stabilität oder eine Instabilität dann auch entsprechend verspürt? Was man dazu sagen muss, ist ich hatte ja schon gesagt, es gibt häufig Begleitverletzungen, und oft sind auch die, die dann über Operation oder Nichtoperation entsprechend mitentscheiden, und da gehören die Miniskusverletzung ganz eindeutig dazu.
Speaker 2:Gibt es irgendwie so ein Leitfahren, an den man sich orientieren kann, also sagen wir, in die isolierte Kreuzbandverletzung? würde man da erstmal abwarten und beobachten, oder wie gehen Sie davor? Was ist so das Schema, was Sie im Kopf haben, wenn Sie den Patienten sehen und beurteilen müssen, was Sie mit dem weiter machen?
Speaker 3:Also, meistens hat der Patient ja auch was im Kopf, und der Patient hat typischerweise den Profisportler im Kopf, und von dem weiß er, dass die dann meistens ganz schnell operiert werden. In der normalen Praxis sage ich jetzt mal, dass natürlich der Patient auch daran interessiert, dann möglichst früh eine Diagnostik zu bekommen. Das geht ja mit einer Kernspintomographie, aber in der Regel ist das nicht innerhalb von Stunden verfügbar und auch nicht innerhalb von Stunden notwendig, sodass es dann meistens so in den Tagen nach dem Unfall eigentlich zu der Diagnosestellung kommen. Und man weiß einfach, wenn man jetzt eine Kreuzbandverletzung in diesem gereizten Zustand einige Tage nach dem Unfall operiert, dann weiß man einfach, das Komplikationsrisiko für die Patienten ist etwas höher.
Speaker 3:Deshalb dann eigentlich das typische Vorgehen ist, die Patienten zunächst mithilfe von Physiotherapie, also Krankengymnastik zu beüben, das Kniegelenk wieder beweglich zu machen, abspellende Behandlungen durchzuführen, und dann, wenn man sich für eine Operation entscheidet, die ein bisschen später durchzuführen, weil einfach das Komplikationsrisiko geringer ist, und das sage ich auch immer gerne den Patienten, das gibt einem auch eine gewisse Zeit, diese Entscheidungen dann zu fällen. Also ganz in den seltensten Fällen muss das wirklich eine Art Hockentscheidung auch beim Ärztensatzbesuch sein, ob es Richtung Operation geht oder nicht.
Speaker 1:Und jetzt haben wir jetzt mal so ein Fall, wo wir sagen okay, das ist jetzt ein Kandidat, der will auch die OP haben. Wie muss man sich das eigentlich vorstellen? Was läuft da eigentlich ab bei so einer Operation?
Speaker 3:Also interessanterweise ist es ja auch so, dass viele Patienten die Operation wollen, weil sie gar nicht so darüber informiert sind, dass auch Sport ohne Kreuzband durchaus eine Option sein können. Also ich erlebe eigentlich viele Patienten, die gezielt mit dem Wunsch kommen, wo von unserer Seite dann auch nochmal das Thema nicht operativen Therapie dann angesprochen wird. Aber die Frage war ja, wie muss man sich so eine Operation vorstellen, wenn es dann zu der Entscheidung gekommen ist, da muss man sagen, es gibt im Grundsatz zwei verschiedene Arten, die Kreuzbandverletzung operativ zu behandeln. Es gibt zum einen die Möglichkeit, das Kreuzband wieder zu nähen. Das hat man über viele Jahre gar nicht gemacht, aber es in den letzten Jahren wieder so ein bisschen hochgekommen. Also es gab einige Studien, die gezeigt haben, auch mit neueren Techniken, dass das doch in ausgewählten Patienten durchaus eine Möglichkeit sein kann.
Speaker 3:Die klassische Kreuzbandoperation, von der auch so der Patient meistens ja dann doch schon gehört hat, ist allerdings, dass man eine körperigene Sehne da gibt es so drei, vier Kandidaten von Sehnen, die man auch mit dem guten Gewissen, weil sie wenig Funktionsdefizite letztendlich verursachen, die man mit einem guten Gewissen dann entnehmen kann und quasi als Ersatz Der Terminus dafür ist als Ersatz Plastik, wobei das nichts mit Kunststoff natürlich zu tun hat dann entsprechend als Kreuzband einbauen kann. Was man auch sagen muss, ist, dass die Kreuzbandoperation aus meiner Sicht eine wirklich erfolgreiche Operation ist. Sie ist minimalinvasiv, sie erfolgt atroskopisch, also nicht mehr wie in den 90er oder vielleicht auch ganz früh in 2000er Jahren teilweise noch mit großen Schnitten, sondern sie ist wirklich eine Operation, die mit einer relativ geringen Traumatisierung dann auch für das Gelenk und auch für den Patienten dann einhergeht.
Speaker 2:Sie hatten eben schon die verschiedenen Sehnen angesprochen, die so infrage kommen. Also, ich durfte früher auch Kreuzbänder operieren, und da haben wir immer die Seminimmbarnosus oder Semitenninosus-Szene genommen. Wie ist denn das heute? Was ist denn da der aktuelle Stand?
Speaker 3:Genau. Also, man muss sagen, das hat sich so ein bisschen gedreht. Früher war es eher so, dass man so als Operateur sich so einem Verfahren gewidmet hat, und wenn man das dann gut konnte, das macht ja auch in gewisser Weise Sinn dann hat man eigentlich gesagt okay, ich operiere die Kreuzbänder mit der und der Sehne, und dann ist man jetzt, abgesehen von Rehrupturen, also wenn es das zweite Mal gerissen war und die Sehne vielleicht dann nicht mehr verfügbar ist, hat man so seinen Standard-Transplantat als Operateur gehabt. Ich glaube, da haben wir in den letzten drei, vier, fünf Jahren etwas umgedacht. Wir kennen inzwischen so ein bisschen mehr die Vorteile der Einszene, die Nachteile der anderen Sehen. Wir wissen, welche Patienten oder auch Begleitverletzungen vielleicht im individuellen Fall einen kleinen Vorteil einer spezifischen Sehne bieten, sodass man das heute wahrscheinlich deutlich individueller entscheidet und vielleicht dem Patienten A an dem Tag die eine und dem Patienten B aus wirklich wichtigen Gründen die andere Sehne anbietet.
Speaker 3:Was in Frage kommt, das sind die Adduktoren-Szene, also das sind Oberschenke-Szene, die auf der Innenseite laufen. Sie haben die Semi-Teninososzene angesprochen. Das ist wahrscheinlich in Deutschland mit weitem Abstand immer noch das populärste Transplantat. Aber zum Beispiel auch die Quartrezeptszene ist ein Transplantat, was extrem ein gutes Transplantat darstellt. Da gibt es viele neue wissenschaftliche Daten dafür, und das ist sicherlich ein Transplantat, was in den kommenden Jahren auch noch an Stellenwert da gewinnen wird.
Speaker 2:Ich hake einmal ganz kurz ein der Quartrezepts ist der Oberschenkelmuskel, nur mal so, für diejenigen, die das jetzt noch nicht so ganz häufig gehört haben. und da kann man die Sehne nehmen.
Speaker 1:Sie sind ja ein erfahrener Chirurg. Wenn Sie jetzt mal so auf Ihren Erfahrungshorizont zurückblicken und auch in der Fachgesellschaft der Atoskopörer und Knie-Chirurgen gucken, was ist in Ihrer Meinung nach die Methode, die sich in der Kreuzbahn chirurgie bis jetzt am besten bewährt hat?
Speaker 3:Es kann ja auch ich die Frage so eindeutig beantworten kann. Also, ich habe eigentlich genau diesen aus meiner Sicht Lernprozess durchgemacht, den ich eben beschrieben habe, dass es wichtiger ist, nicht eine Methode zu haben, die die Beste ist, sondern die Patienten wirklich gut und individuell zu beraten. Es ist zum Beispiel so, dass, wenn man eine Innenbahnverletzung bei der Kreuzbandruptur dazu erleidet, dann ist es eben aus unserer Sicht keine so richtig gute Idee, dann noch die Innenseitige Sehne zur Rekonstruktion zu benutzen, weil sie die Innenseite zusätzlich schwächt. Das wäre zum Beispiel ein Grund, zu einer anderen Sehne zu gehen. Aber wir haben natürlich viele Learnings gehabt im Bereich der Kreuzbandchirurgie.
Speaker 3:Ich würde die aber gar nicht so sehr auf die Technik beschränken. Das hat sich so ein bisschen in den letzten Jahren dahin geändert, dass man viel mehr auf die Anatomie des natürlichen Bandes schaut und die versucht immer perfekt dazu imitieren. Aber es hat sich vor allem wirklich auf so Parameter wie Indikationsstellung und auch Ausschalten von Risikofaktoren, dass zum Beispiel den Kreuzband widerreißt. Da kennen wir heute so wirklich relativ gute und konkrete Risikofaktoren, die man auch mit den Patienten besprechen kann. Das heißt, ich glaube, das Thema Kreuzband hat sich extrem weiter entwickelt, aber vor allem in dem Verständnisbereich und gar nicht so sehr im handwerklichen Bereich.
Speaker 2:Sie haben gerade schon die Risikofaktoren angesprochen. Das geht ein bisschen in die nächste Richtung Wie sieht denn so die Nachbehandlung aus? Was wird an Risikofaktoren dann eben vielleicht auch in der Nachbehandlung schon angegangen? Vielleicht können Sie da nochmal einen ganz kurzen Überblick geben.
Speaker 3:Ja, es sind schon ein bisschen zwei Paar Schuhe. Also die Nachbehandlung das ist ja nach jeder Operation so die zählt natürlich zunächst darauf an, dass Trauma, also auch das, was man mit der Operation dem Kniegelenk als Reiz zufügt, das möglichst schnell wieder rückgängig zu machen. Das heißt, am Anfang stehen da immer bei jeder Operation abschwellende Maßnahmen, kühlung, hochlagern und eigentlich Schonung des Gelenkes im Vordergrund. Es ist aber schon so, dass man bei der Kreuzbandverletzung dann auch ganz schnell andere wichtige Punkte im Fokus der Nachbehandlung hat. Da gehört zum Beispiel das frühe Strecken des Gelenkes dabei.
Speaker 3:Das ist was, wo wir den Patienten sagen eigentlich muss am ersten und zweiten Tag schon damit anfangen, das zu üben, weil man weiß, dass es für die Langzeitprognose ein ganz, ganz wichtiger Punkt. Dann ist es natürlich aber auch so, dass das Transplantat letztendlich einen Umbauprozess im Körper mitmacht. Das heißt, wir haben wirklich während der ersten Monate und eher in Richtung ein Jahr einen ganz hohes Wiederverletzungsrisiko Und in der Zeit das ist auch der Grund, warum auch die Profifußballer zum Beispiel doch einen relativ langen Zeitraum nach der Verletzung ausfallen in der Zeit muss man einfach diese Kreuzbandoperation auch schützen und muss entsprechend dort wirklich vorsichtig sein.
Speaker 3:Natürlich schützt auch eine gute Muskulatur, und das ist dann so der zweite Schritt, wenn die Beweglichkeit wiederhergestellt ist, dann möglichst schnell die Muskulatur wiederherzustellen. Aber wir wissen eben auch heute, dass starker Muskel nicht der einzige Schutz für solche Gelenke ist, sondern auch, dass so Koordinationsfähigkeiten wie das ist zum Beispiel sensomotorisch, das ist das, wo wir sagen, vielleicht übersetzt für den Patienten Reaktionsfähigkeiten, solche Tests kann man heute machen, da kann man Training für machen, und das ist eigentlich das, was dann aus meiner Sicht die letzte Ausbaustufe und vielleicht sogar den wichtigsten Teil der Nachbehandlung darstellt.
Speaker 2:Sie hatten vorhin auch am Anfang einmal erwähnt, dass, wenn man so in ein X-Bind geht in der Sportbelastung, dass das natürlich ein Risikofaktor ist, sich eine Kreuzbandverletzung zuzuziehen. Das wäre ja dann eben auch ein Zip, was man in der Nachbehandlung nochmal versuchen sollte, gezielt zu vermeiden und sich eventuell auch abzutrainieren.
Speaker 3:Absolut. Das ist genau das, was ich auch meine mit diesen Funktionstests und Funktion oder so sensomotorischen Verbesserungen. Letztendlich Und das ist gar nicht so komplex Wenn man zum Beispiel bei ihren Eltern, wenn man die eine Treppe runterspringen lässt, eine Stufe nur in auf einem Bein landen, dann sieht man, ob die wirklich mit einem geraden Bein landen oder ob die in so ein leichtes X-Bind gehen. Und das ist eben genau die Bewegung, die wir letztendlich als den Hochrisikofaktoren fürs Auftreten von der Kreuzbandruktor da kennen. Und das sind so Kleinigkeiten, auf die wir heute extrem fokussieren. Und das führt wieder zu dieser Frage was haben wir dazu gelernt? weil das war vor 10, 15 Jahren im Rahmen der Nachbehandlung oder auch Prävention noch lange nicht so im Fokus, wie das heute der Fall ist.
Speaker 1:Wenn man jetzt so eine Kreuzbandoperation hinter sich hat, mit welcher Ausfallzeit muss man denn so als sagen wir mal Otto normal, die Fußballer wollen alle mal ganz schnell wieder? Wie lange fällt man eigentlich aus?
Speaker 3:Das hat ja unterschiedliche Aspekte, einmal Beruf, einmal Sport, dann ist Sport was total heterogenes. Natürlich ist Schwimmen und Fahrradfahre eine ganz anderes Risiko-Exposition als jetzt zum Beispiel Fußball spielen oder Handball oder auch das Skifahren. Aber man muss schon sagen, die Profisportler sind da manchmal für den Patienten nicht unbedingt das beste Vorbild, weil die natürlich auch ein hohes Risiko angehen. Bei denen geht es letztendlich im Fußball um Millionen, und da spielt jeder Monat mehr Ausfallzeit eine große Rolle Bei dem normalen Patienten, auch wenn er sportlich ambitioniert ist. Da geht es eher um das Thema Sicherheit, und wir wissen, dass wirklich zwischen dem 6. Und dem 12.
Speaker 3:Monat nach so einer Kreuzbahnverletzung jeden Monat das Rehrupterisiko, also dass es wieder reißt bei einem kleinen Unfall, dass das deutlich abnimmt, weshalb ich schon finde, dass man da die Patienten eher so ein bisschen bremsen muss. Und ich würde schon 9 bis 12 Monate für einen normal sportlich aktiven Patienten für eine absolut realistische Angabe halten. Und das ist auch so ein bisschen das, was wir ihnen im Vorfeld sagen. Und bei mir muss ich Ihnen auch klar sagen ich hatte das eben schon angesprochen Training und dieses Präventions-Train spielt eine extrem wichtige Rolle, und da kann man den Patienten auch sagen, er hat das schon auch ein bisschen selbst in der Hand und mitzusteuern, wie intensiv er dann auch die Rehabilitation macht, wie ernst er das nimmt, und er selbst kann den Zeitraum, wann es sicher ist, zurückzukehren, auch mitbestimmen und auch verkürzen.
Speaker 2:Das ist ja schon mal ein ganz wichtiger Aussage. Ich habe mal früher gelernt ein Drittel Patient, ein Drittel OP und ein Drittel noch Operatür oder Vorbehandlung kann man sich immer streiten. Insofern, ich glaube, wenn die Patienten nicht mitarbeiten, kann man noch so großartig operieren, und das funktioniert dann nicht. Ich würde noch mal gerne auf den Punkt zurückgehen, einmal so Prävention und Nachbehandlung. Was kann ich denn tun, damit ich nicht in diese Situation komme, dass ich da mit einem Kreuzband OP mich auseinandersetzen muss, oder Miniskus-Operationen? Wir hatten ja einmal das X-Bahn angesprochen, vielleicht doch mal für alle wenn man, wenn man eine Kniebeuge zum Beispiel macht, worauf muss ich dann achten? Wo müssen meine Kniescheiben stehen? Wie kann ich versuchen, das mir bewusst zu machen, dass ich da nicht in so ein X-Bahn reinrutsche? Also, sie haben gesagt, einmal die Treppe runterspringen oder eben auch vom Spiegel das machen. Aber gibt es noch irgendwie Tipps und Tricks, die wir unseren Zuhörern mitgeben können, damit Sie mal darauf achten können, dass Sie nicht in ein funktionelles X-Bahn verfallen, wenn Sie Übungen machen?
Speaker 3:Ja, also, da gibt es natürlich jetzt unzählige Übungen, die genau letztendlich dieses Thema adressieren, weil man muss ja auch sagen, das haben ja jetzt nicht nur die Ärzte erkannt, dass das ein ganz wichtiges Thema ist, dem vorzubeugen, sondern zum Beispiel auch die Sportverbände. Es gibt von der FIFA, also letztendlich internationalen Fußball-Assoziation, schon langen Trainingsprogrammen, das heißt FIFA 11 Plus, was auch sehr gut wissenschaftlich untersucht ist, wo verschiedene Übungen da geht es um Stärkung der Muskulatur, aber eben auch um diese Koordinatio-Themen, die jetzt schwierig im Wort in einem Podcast zu erklären sind, aber eigentlich immer wieder zu diesem Thema führen stabiles, landen, stabilität bei Trebewegungen, nicht nach innen wegknicken. Es gibt aber zum Beispiel auch von der Deutschen Kniegesellschaft das kann man auch an der Stelle einmal anmerkenden Programmen, das heißt Stop X, also genau das, was wir eben besprochen haben, das nach innen wegknicken vermeiden, und da können sich interessierte Patienten das auch mal ansehen. Da gibt es hervorragende Anleitungen, wirklich Videos, und was wirklich bemerkenswert ist man kann messbar das Risiko von einer Kreuzbahnverletzung mit wenigen zeitlichen Aufwand Also wir reden von zwei bis drei Mal in der Woche 10 bis 15 Minuten Training signifikant senken, und das halte ich wirklich für eine absolut wichtige Aussage, nicht nur im Spitzensport, sondern auch im Breitensport, speziell auch im Jugendsport.
Speaker 3:Wir haben eben schon über die Frauen gesprochen, aber man muss auch klar sagen, die Kinder und Jugendlichen sind wirklich ein Problemfall, was die Kreuzbänder angeht. Die haben ein hohes Risiko, und vor allem haben sie ein extrem hohes Wiederverletzungsrisiko, und ich glaube, da können wir noch viel Arbeit leisten. Eine gleiche Initiative gibt es zum Moment auch von der ESCA, also der Europäischen Fachgesellschaft, die auch dieses Thema Prävention von Jugendlichen Knieverletzungen ganz hoch schreibt, und ich glaube, man kann das nicht hoch genug hängen.
Speaker 2:Ich hake ihn nochmal ganz kurz ein. Ich bin ja auch Kinderautopädin. Es gibt auch eine Initiative, die nennt sich AutoKids, gerade in Baden-Württemberg sehr aktiv, aber auch deutschlandweit, und die haben auch verschiedene Koordinationsübungen, stabilitätsübungen, die man auf der Internetseite abrufen kann. also als kleine Ergänzung auch im kinderoetopädischen Bereich.
Speaker 3:Ja, und ich glaube, das wird ja auch immer wichtiger. Wir haben ja jetzt gerade zum Beispiel auch in unserer Corona-Pandemie viel über die Bewegungsmuster und auch die Fähigkeiten, sich sicher zu bewegen, von Jugendlichen und Kindern gesprochen, und ich glaube, das sind wirklich Themen, mit denen können wir viele Verletzungen vermeiden, und in so einem Podcast muss das Thema Prävention aus meiner Sicht ja auch wirklich eine ganz große Rolle spielen, weil ich hoffe ja, dass viele von den Hörern noch keine Kreuzbandverletzungen erlitten haben, sondern vielleicht gerade daran interessiert sind, was sie machen können, dass mit es nicht passiert.
Speaker 2:Danke nochmal. Da Finale Ergänzung vielleicht nochmal Es gibt auch AutoFit und zeigt hier eure Füße. Wir werden das Verlinken hinterher, wenn man den Podcast hört, dass ihr dann alle Links hinterlegt sind, und dann können das alle zuhörer einmal anklicken und sich da informieren.
Speaker 1:Jetzt muss ich aber auch nochmal kurz was nachhaken. Also, wenn man jetzt mal Pech hatte und hat sich jetzt dieses Kreuzband gerissen das Vorder ist ja deutlich häufiger als das hintere Kreuzbandverletzungen, meistens schwere Traumata. Aber wenn man sowas hat, muss man denn dann eigentlich mit Langzeitschäden rechnen? also, Ob man es operiert oder nicht, wie ist das eigentlich? Ist mein Knie dann irgendwie für lange Zeit dann doch irgendwie kaputt?
Speaker 3:Also das ist eigentlich eine gute Frage, weil wir wollten ja auch ein bisschen über die Meniskusverletzung noch sprechen, und die Antwort darauf wäre eigentlich, dass das wirklich von vielen Faktoren abhängt und vor allem auch von dem Begleitverletzungen. Also ich persönlich sage immer den Patienten, dass eine Kreuzbahnverletzung natürlich eine schwere Knieverletzung ist, aber eine isolierte Kreuzbahnverletzung ohne eine Begleitende Meniskusverletzung verkraftet das Knie sehr sehr viel besser, als wenn jetzt wirklich noch eine schwere Meniskusverletzung dazu kommt.
Speaker 3:Oft bestimmt die Meniskusverletzung das hatte ich ja einladen, schon mal gesagt auch so ein bisschen den Weg, den man gehen muss. Also oft kann die Meniskusverletzung dann im Grund sein, den Patienten auch frühen Operationen zu machen. Aber das Schlimmste, was passieren kann, ist eigentlich, wenn der Meniskus so verletzt ist, dass er nicht erhalten werden kann, und diese Patienten haben dann mit Sicherheit ein erhöhtes Risiko für eine Arthrose. Ich möchte jetzt nicht wegreden, dass eine Kreuzbahnverletzung generell auch wirklich eine schwere Verletzung ist, die oft auch Spuren hinterlässt. Das muss man auch ganz klar sagen. Aber das entscheidet es nachher. Wie komme ich da mit meinen Menisken auch raus, und wenn die erhalten werden können Und wir sind ja heute extrem drauf bedacht, bei der Operation möglichst die Menisken wieder zu nähen und tolerieren da viel mehr Verletzung, als wir das vor 10 oder 15 Jahren gemacht haben Wenn da der Patient gut rauskommt, dann hat er im Grundsatz schon auch eine gute Prognose A, wieder in Sport zurückzukehren, und B auch ist er jetzt nicht einer Arthroseentwicklung da über die Zeit mit Sicherheit ausgeliefert.
Speaker 2:Vielleicht können Sie nochmal unseren Hörner erklären, wofür der Meniskus da ist. Wir hatten das am Anfang einmal kurz angesprochen, dass das eine halbmundförmige oder ringförmige Struktur ist, die zwischen Ober und Unterschenkelknochen da ist. Aber vielleicht nochmal ganz kurz, warum der Meniskus so wichtig ist und was wir Funktionen mit den Meniskus verbunden sind.
Speaker 3:Ja, also die Funktionen von Meniskus, die lernen wir auch immer besser verstehen. Aber es ist schon recht eindeutig, dass der Meniskus einen Puffer ist zwischen Oberschenke und Unterschenkelknochen. Der Oberschenkelknochen ist ja eine Rolle, der Unterschenke mehr oder weniger hat eine flache Oberfläche, und da ist der Meniskus eben dazu da, diese Punktbelastung zu verteilen. Und immer, wenn man eine gewisse Belastung verteilt auf eine größere Fläche, dann ist die Belastung an einer Stelle eben niedriger, und das ist eine ganz wichtige Funktion des Meniskus. Aber wir wissen inzwischen auch mehr. Wir wissen zum Beispiel, dass der Meniskus auch ein ganz wichtiger Stabilisator im Kniegelenk ist, und deswegen ist es eben nicht nur vor diesem Arthrose-Risiko, was dieser Pufferwirkung angeht, so wichtig, den zu erhalten, sondern wir wissen zum Beispiel, auch, bei einem intakten Kreuzplan kann ein Patient eine Instabilität verspüren, wenn er eine schwerwiegende Meniskusverletzung hat. Das heißt, er ist einfach mehr als diese Pufferscheibe. Und das verstehen wir immer mehr, und je mehr wir verstehen, desto wichtiger erkennen wir die Funktion vom Meniskus im Kniegelenk.
Speaker 1:Wenn ich jetzt als Patient oder Interessierter einfach noch Fragen habe gibt es da irgendwie Seiten oder so? wo informiert man sich da am besten mal?
Speaker 3:Ja, also erst mal hat es mir auch großen Spaß gemacht. Man kann so ein Thema ja in so einem 30-minütigen Gespräch letztendlich nur anreißen, und an vielen Stellen kann man das Ganze vertiefen. Natürlich gibt es im Internet sehr, sehr gute Informationen für die Patienten. Ich hatte eben schon, weil es mir wirklich auch besonders am Herzen liegt, von der Kniegesellschaft des Präventionsprogramms stopx angesprochen. Das findet man unter stop-xde, aber auch in der Fachgesellschaft, für die ich im Moment stehe, die Gesellschaft für Atroskopie und Gelenkchirurgie. Wir bitten uns auch letztendlich dem Thema Patientenaufklärung seit mehreren Jahren echt intensiv. Wir machen das auf einer Webseite, die heißt atroskopie-verstehende. Auch dort probieren wir so zu verschiedenen Bereichen unter der Überschrift Gelenkverletzung, letztendlich neutrale, weil das ist ja auch das, was wir für den Fachgesellschaften dazu dient ja auch dieser Podcast hier vermitteln möchten Möglichst neutrale Informationen, die Patienten weiterreichen.
Speaker 2:Herzlichen Dank, professor Nimeyer, für den spannenden Einblick in die Knie-Chirurgie. Mein Kollege Robert Hudeck und ich hoffen, dass wir unseren Zuhörern einen guten Einblick in die Ortebedien und Unverschirurgie im Rahmen des Ortenform-Podcastes bieten können, und freuen wir uns, wenn Sie das nächste Mal wieder dazuschalten. Bis dahin, bleiben Sie gesund und interessiert, machst ein Schotbruch und bis hoffentlich bald.