OrthoCast - Der Orthinform Podcast

Osteoporose - Ein tiefer Einblick in Ursachen, Diagnose und Prävention (Dr. Uwe de Jager)

January 18, 2024 BVOU feat. Dr. Uwe de Jager, Freudenstadt Season 1 Episode 7
OrthoCast - Der Orthinform Podcast
Osteoporose - Ein tiefer Einblick in Ursachen, Diagnose und Prävention (Dr. Uwe de Jager)
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Entdecken Sie mit uns die Schattenwelt der Osteoporose, einer oft unterschätzten Krankheit, die jedoch eine globale Herausforderung darstellt. An der Seite von Herrn Dr. Uwe de Jager aus Freudenstadt und meiner Kollegin Katharina Doepfer, beide ausgewiesene Experten auf dem Gebiet, gehen wir den Ursachen und Risiken auf den Grund, die unsere Knochen anfällig für Brüche machen.

Woher kommt Osteoporose und warum betrifft sie Frauen und Männer?
Sie werden verstehen lernen, warum Osteoporose besonders nach der Menopause bei Frauen zuschlägt, aber auch Männer nicht verschont. Unsere Diskussion bringt Licht ins Dunkel der Diagnoseverfahren und beleuchtet die Rolle von Östrogen sowie die aktuellsten Behandlungsrichtlinien.

Wie kann ich Osteoporose und durch sie bedingten Knochenbrüchen vorbeugen?
Die zweite Hälfte unseres Gesprächs widmet sich den lebensverändernden Maßnahmen, die jeder ergreifen kann, um die Knochengesundheit zu verbessern. Erfahren Sie, wie eine ausgewogene Ernährung und regelmäßige Bewegung nicht nur vorbeugen, sondern auch Teil der Therapie bei Osteoporose sein können. 

Wir verraten Ihnen, wie Sie mit einfachen Alltagsgewohnheiten Ihre Knochen stärken und das Risiko für Frakturen minimieren können. Unser Ziel ist es, Ihnen die Werkzeuge an die Hand zu geben, die es braucht, um aktiv und selbstbestimmt auf die eigene Knochengesundheit zu achten. 

Begleiten Sie uns auf dieser informativen Reise, und nehmen Sie wertvolles Wissen für ein starkes Knochenfundament mit.

Music under CC License:
Artist: Jahzzar, Track: Blueprint (License: CC BY-SA 4.0 DEED)
Artist: Breuss Arrizabalaga Quintet, Track: Mount Fuji (License: CC PD)

Dr. Robert Hudek:

Herzlich Willkommen allerseits. Willkommen bei Ort in Form der Informationsplattform für den Bewegungsapparat vom Berufsverband für Orthopädie und Unfältiologie. Diese Sendung kommt wie immer aus Hamburg. Mein Name ist Robert Hudeck.

Dr. Anna-Katharina Doepfer:

Mein Name ist Karinne Döpfer.

Dr. Robert Hudek:

Heute haben wir, katarina, ein Thema. Das ist eine Art Massenerkrankung der ganzen Welt, denn es geht nämlich um verschwindenden Knochen, die Osteoporose. Es leiden an der Osteoporose so viele Menschen, katarina, du weißt es bestimmt genau. Millionen und Abermillionen Menschen leiden in der Welt und vor allem auch in der westlichen Welt unter Osteoporose. Deswegen haben wir das als Thema genommen. Weil ich genau weiß, dass du auch Osteologin bist, weiß ich auch genau, dass du gleich die richtigen Fragen stellen wirst an unseren Experten, nämlich Herrn Dr Uwe De Jager. Er kommt aus dem osteologischen Schwerpunktzentrum aus Freudenstadt, das ist bei Stuttgart, und den haben wir heute als Experten für Osteologie eingeladen.

Dr. Anna-Katharina Doepfer:

Eine kleine Anmerkung für unsere Zuhörer Diese Sendung wurde im Sommer 2023 aufgenommen, und im September 2023 sind neue Leitlinien erschienen, auf die wir teilweise schon verweisen, aber die zu dem Zeitpunkt des Podcasts noch nicht gültig waren.

Dr. Robert Hudek:

Und bei dem Thema fällt mir auch gleich meine eigene Schwiegermutter ein, Und die ist nämlich relativ aktiv und auch sehr selbstbewusst. Und was hat sie letztens gemacht? Katarina Hat ein Tannenbaum aus dem Auto gezerrt, Anstatt zu warten und zu fragen, nein, macht sie selbst. Und danach hatte sie nach dem Manöver doch relativ starke Rückenschmerzen. Und alle haben gedacht naja, so eine Art Hexenschuss. Warten wir erstmal ab, bis dann irgendwann mal einer auf die Idee gekommen ist, ein Röntgenbild zu machen. Und Tatsache, da war dann ein Wirbelkörper gebrochen. Und da fragt man sich doch, meine Güte, wie kann es kommen, dass der Knochen so sehr schwindet, dass es zu einer spontanen Fraktur des Wirbelkörpers kommt bei so einer Aktion?

Dr. Uwe De Jager:

Ja, das ist eine ganz hervorragende Frage. Wir wissen, dass wir Knochen einfach so verlieren, nur weil wir älter werden. Wir erreichen so um das 25. Bis 35. Lebensjahr im Regelfall die höchste Knochendichte, und wir bauen dann im Regelfall sukzessive ab. Und ich denke, die Schwiegermutter hatte ein großes Problem. Sie ist eine Frau, und sie ist wahrscheinlich schon etwas älter, sprich, sie hat ihre Regelblutung nicht mehr, ist also in der Menopause, und mit der Menopause verlieren wir Östrogen, und mit dem Östrogenmangel sind die Frauen leider so dran, dass sie schneller Knochen verlieren. Östrogen ist einfach ein Knochenschutz. Das ist aber nur eine von vielen Ursachen, weswegen der Knochen einfach so schwindet.

Dr. Anna-Katharina Doepfer:

Aber betrifft es denn immer nur Frauen?

Dr. Uwe De Jager:

Nein, also früher hat man das immer gedacht, das wäre eine reine Frauenkrankheit. Aber wir Männer, wir können das genauso bekommen, wir bekommen es nur nicht ganz so häufig. Wir gehen davon aus, dass wir so eine Verteilung haben, so 25 Prozent, 20 Prozent Männer, und den überwiegenden Anteil stellen tatsächlich die Frauen dar.

Dr. Anna-Katharina Doepfer:

Und wie stellt man das nun fest? Also, spüren tut man es ja meistens nicht, und erst, wenn es sozusagen zu spät ist und dann irgendwas gebrochen ist, wie kann man das denn vorher diagnostizieren? Was ist so der Weg Das?

Dr. Uwe De Jager:

Entscheidende ist tatsächlich, dass wir das, wo wir es dann wirklich spüren, nämlich diesen Schmerz und insbesondere die Fraktur, das ist ja das, was wir als Ereignis verhindern möchten. Und da wir das nicht spüren, so wie bei vielen anderen chronischen Erkrankungen auch, als Beispiel einfach im Bluthochdruck man spürt ihn nicht, und das Ereignis ist der Herzinfarkt, so ist unser Ereignis die Fraktur. Das möchte wir vermeiden, und es gibt eine sehr große Anzahl von Risikofaktoren, die wir erst mal bei den Patienten rauskriegen müssen, ob die gegeben sind. Das geht zum Beispiel damit los wie alt ist man? was für Medikamente nimmt man? ja, das kocht die Sohn, das ist in aller Munde, was häufig nicht gewusst wird, dass es aber auch Medikamente gibt, die den Hormonausstoß bei Frauen und Männern, zum Beispiel nach Brustkrebsoperation oder auch nach Prostatakros-Operation, mindern sollen, eine sogenannte Hormon-Aplation. Das sind zum Beispiel zu lernen die Aromatasehämmer. Aber es gibt auch Erkrankungen, wie zum Beispiel ein Zucker, der sehr stark zu beitragen kann, dass der Knochen schwindet, genau so wie auch in zündlicher Erkrankungen, ein Rheumat zum Beispiel.

Dr. Anna-Katharina Doepfer:

Und gibt es auch irgendwie? dort ist eben angesprochen es gibt auch Medikamente. An was für Medikamente? oder wo kann man dann darauf achten, was man für Medikamente nimmt, die mit Osteoporose assoziiert sind?

Dr. Uwe De Jager:

Ja, das Wichtigste das habe ich, glaube ich, schon genannt ist das Kortison. Insbesondere wenn man höhere Dosenkortison nimmt, ist es ganz wichtig, dass man rechtzeitig eine Knochenlichte auch mal macht. Es gibt andere Medikamente, wie zum Beispiel Blutdrucksenken Medikamente, sturz fördernde Medikamente, alles, was uns sozusagen müde macht und sediert. Das sind Medikamente, schlafmittel, die zu einer erhöhten Sturzneigung führen können und dementsprechend ein besonders hohes Risiko haben Bei den Frauen ich habe es schon erwähnt, die sogenannten Aromatasehämmer sind dazu nennen oder auch bei den Männern die sogenannte Hormonablation beim Prostatalcardsinogen. Es gibt auch Medikamente, die man zum Beispiel ganz normal nimmt für die Schilddrüse. Da denkt man manchmal gar nicht dran, man nimmt das eigentlich wegen einer Unterfunktion, man nimmt dann vielleicht zu viel, es wird nicht kontrolliert, und man kommt sozusagen durch die Medikamente in eine Überfunktion. dann kann man auf der Schilddrüse, und das kann auch den Stoffwechsel ganz massiv anheizen.

Dr. Anna-Katharina Doepfer:

Und wie kann man jetzt als Patient, wenn man sagt, okay, ich habe vielleicht eine Aromatasehämmertherapie gehabt, oder ich bin irgendwie kleiner geworden, und mir tut man drücken immer mal wieder weh, oder ich bin vielleicht auch mal gestürzt und hatte eine Handgelängsbruch, wie gehe ich denn dann so vor? Also, wann sollte man immer an eine Osteoporose denken? Was sind so die Indizien, dass wir auf die Idee kommen, osteoporosediagnostik zu machen oder in die Wege zu leiten?

Dr. Uwe De Jager:

Ja, sicherlich ist selbst diese sogenannte Stachterfraktur wie eine Handgelängsfraktur immer zu überdenken. Also praktisch jede Faktur ab dem fünftigsten Lebensjahr sollte darauf geprüft werden. War das jetzt ein adäquater Sturz? Bin ich wirklich aus größerer Höhe gefallen oder bei höhere Geschwindigkeit unterwegs gewesen, also mit dem Fahrrad gestürzt? oder bin ich einfach nur umgefallen Und sozusagen aus meiner Körperhöhe auf irgendwas drauf gekippt und habe ich deswegen einen Bruch bekommen? oder so wie die Schwiegermutter einfach nun Gelegenheitsbewegung gemacht und schon macht das Knack, und der Sürbbel bricht? Dann ist der entscheidende Faktor bitte dann den Arzt aufsuchen und auch gezielt nach der Osteoporose nachfragen. Könnte es eventuell eine Osteoporose sein? Und dann kann man die Kaskade in Gang setzen. Hier eignen sich durchaus zunächst mal ein Risikoscreening. Also wir machen das in der Praxis so, wir haben ein Risikofragebogen, den man da abarbeiten kann, um die Risikofaktoren abzucicken. Man muss dann weitere Untersuchungen machen, zum Beispiel auch ergänzende Röntgenaufnahmen von der Säule, um gezielt nach Knochenbrüchen auch zu suchen, die man vielleicht gar nicht gemerkt hat. Dann ist es weitere wichtig, dass man auch eine abklärende Diagnose macht.

Dr. Uwe De Jager:

Osteoporose als solch ist nämlich eine Ausschlussdiagnose, das heißt, wir finden keine andere Ursache für den niedrigen Kalksalzgehalt, die sich im Knochen finden lässt. Dazu gehört ein Labor, in dem ich entzündliche Erkrankungen zum Beispiel herausfinden kann, oder auch tumoröse Erkrankungen, wir einfach Stoppwechselstörungen versuchen zu finden, und dann sagen okay, wir haben nichts gefunden, es ist alles soweit in Ordnung, und wir müssen die Osteoporose dann entsprechend angehen. Dazu gehört auch eine Knochendichte Messung, die standardmäßig mit der DXA Methode gemessen wird. Das ist ein Verfahren mit Röntgenstrahlen, die sehr niedrig dosiert sind. Da muss man keine Sorge haben, dass man einen großen Strahlenschaden bekommt. Die Person, die das macht, darf sogar im Raum bleiben, so niedrig ist die Dosierung. Diese ganzen Parameter zusammenführen uns nachher zur Diagnose der Osteoporose und auch zur entsprechenden Therapie.

Dr. Robert Hudek:

Da fällt mir gleich was ein, und zwar Knochendichte Messung. Ich könnte mir gut vorstellen, dass viele unserer Hörer oder Hörerinnen das trifft ja eben häufig die Frauen so was schon mal gemacht haben. Wie teilt man das eigentlich ein? Welche schwere gerade gibt es denn da? Gibt es denn da so eine Kennzahl, die man sagen kann, oder ist es so wie übliche in der Medizin irgendwie 1 oder 0 ist nix, und 4 ist ganz, ganz schlimm?

Dr. Uwe De Jager:

Leider gibt diese Kennzahlen nicht wirklich. Wir können am einen Kennzahlen, dass die Knochendichte Messung Man vergleicht sozusagen den, die Knochendichte mit der eines normal festen Knochen, und da gibt es dann die sogenannten T-Werte. Die T-Werte sind nichts anderes als eine statistische Abweichung von dem normalen. Das ist so ähnlich wie bei Laborwerten auch, wo man sagt okay, das ist der Normalzustand. Ab minus 1 in diesem T-Score sprechen wir dann bei der Dexamethode von einer Osteopenie. Bis dieser T-Wert dann bis minus geht, unter minus 2,5 sprechen wir von Osteoporose. Und der nächste Einteilungsgrad wäre dann, wenn wir eine Osteoporose haben mit einem Knochenbruch, dann sprechen wir von einer sogenannten Manifesten-Osteoporose.

Dr. Anna-Katharina Doepfer:

Okay, also, wir haben jetzt die Patienten sind jetzt durchdiagnostiziert, die haben eine Knochendichte bekommen. Aber wann würde man denn eine Knochendichte empfehlen? Ab welchem Alter? sollte man das? schon mit 30 machen, um die beste Knochendichte festzustellen? Oder reicht es tatsächlich erst, wenn man in die Menopause gekommen ist und man dann das Ganze überprüft? Oder was sind so Diketerien? Oder immer nur dann, wenn man eine Hormon-Applationstherapie bekommt? Was sind so Diketerien, ab wann man eine Knochendichte-Meistung machen sollte? Natürlich nicht, wenn man nur einen Bruch hat. Also wie deine Schwiegermutter, der würde man unbedingt eine Knochendichte empfehlen, um das abzuklären, weil kurz am Rande. Aber wann fängt man denn an, dass man sagt okay, jemand hat keinen Bruch, aber da sollte man trotzdem eine Knochendichte-Meistung machen?

Dr. Uwe De Jager:

Da gibt es im Prinzip sehr schöne Leitlinien zur Ostdioprose, die der Dachverband für Ostdioprose, die DVU, aufgestellt hat, kann man übrigens auch nachgucken auf der Homepage. Leitlinien werden im Moment ganz aktuell neu aufgelegt und zum Ostdologen-Kongress wir hoffen, in vier Wochen in Salzburg dann auch vorgestellt. Diese Risikofaktoren werden immer mehr und mehr. Es ist sehr unübersichtlich, das muss man einfach sagen. Aber im Wesentlichen orientieren sich diese Leitlinien an die postmenoprosahle Frau und an sogenannte ältere Männer. Die älteren Männer werden dadurch aus ab 50 schon deklariert, und dann hängt es im Prinzip ab von der Starke des Risikofaktors, die ab, ob man dann eine sogenannte Basisdiagnostik, zu der die schon erwähnte Untersuchung Labor, röntgen, knochendichte-messung gehört, ob man die dann machen soll. Und man muss immer sagen, je stärker ein Knochen gebrochen ist zum Beispiel eine Wirbelfraktur, kann man in verschiedene Grade einteilen dann empfiehlt man das.

Dr. Uwe De Jager:

Aber es gibt auch Erkrankungen, zum Teil seltene Erkrankungen, wo man es auch empfiehlt, zum Beispiel die Überfunktion der Nebenniere. Das sind ja seltene Sachen, aber zum Beispiel ich hatte Ihnen schon erwähnt den Typ 1 Diabetes, den wir im Auge haben müssen. Wir haben aber auch andere Erkrankungen aus dem neurologischen Bereich, wie zum Beispiel Epilepsie oder Anti-Epleptika-Einnahme. Das Portfolio dieser Erkrankung ist recht groß, geht über Erkrankungen aus dem neurologischen Bereich auch zum Beispiel einen Schlaganfall. Der kann schon dazu führen, dass man sagt, man sollte auch ab einem gewissen Alter zum Beispiel ab 60, daran denken, schon jetzt eine Knochendichte zu machen.

Dr. Uwe De Jager:

Oder auch ein Parkinson, eine Depression zum Beispiel, oder wer eine hohe Sturzneigung hat. Die Sturze werden immer wieder unterstetzt, und die spielen eine immense Rolle. Das andere sind auch die familiäre Geschichte. Wenn zum Beispiel die Schwiegermutter jetzt schon einen Wirbelbruch hingenommen hat, dann ist das sehr, sehr kritisch, auch einen weiteren Bruch in der Zukunft zu bekommen. Und man muss dann gleichzeitig daran denken, dass vielleicht die Tochter auch ein Risiko hat. Und dann man guckt im Wesentlichen da nach Schenkelhaltsfrakturen bei den Eltern, weil die Schenkelhaltsfrakturen sind im Normalfall erinnert. Das heißt, diese Schenkelhaltsfrakturen landen immer im Krankenhaus, die Schwiegermutter vielleicht mit ihrer Wirbelfraktur, noch nicht mehr, und dann hat man es vielleicht wieder vergessen, ob es noch bei Osteoporose tatsächlich war. Also, die Femmofraktur der Eltern ist ein ganz, ganz hoher Risikofaktur, den man auch mit im Betracht ziehen sollte.

Dr. Robert Hudek:

Wenn ich jetzt mal gucke also jetzt fahre ich mit meiner Schwiegermutter bei der Knochendichte-Messung, und da ist jetzt also ein T-Score rausgekommen, der also leider ganz eindeutig eine Osteoporose zeigt. Mit welchen Knochenbrüchen muss man denn rechnen? Was ist denn am häufigsten betroffen? Geht da die Wirbelsäule kaputt oder hat der Schenkelhalts? wo sind die Risiken am größten?

Dr. Uwe De Jager:

Es ist natürlich so, dass je jünger eine Patientin vor allen Dingen ist, umso eher wird sie einen Wirbelbruch bekommen. Je älter wir werden, haben wir ein höheres Risiko für die Knochenbrüche, insbesondere um die Hüfte drumrum. Das betrifft also nicht nur den Schenkelhaltsbruch, sondern auch den sogenannten Pertrochanterenbruch oder sogar auch eine Beckenfraktur. Insgesamt hat der Patient ein immer erheblich höheres Risiko, wenn er gar den frischen Bruch gehabt hat, in den nächsten zwei Jahren wieder neue Brüche zu bekommen. Und danach steuere ich natürlich auch meine Therapie, dass ich sehe, wie niedrig ist die Knochensichte. Kann ich wirklich mit einer Knochenabbauhemmenden oder einer Knochenaufbauherapie? muss ich da vielleicht erst mal beginnen? Das Portfolio ist glücklicherweise in den letzten Jahren immer besser geworden. Wir können den Patientinnen sehr gut helfen, Und das ist das, wo man jetzt bei der Schwiegermutter gucken müsste wie niedrig ist tatsächlich der T-Score? Sie hat jetzt eine frische neue Fraktur. Wenn die höher gerade ist, würde man vielleicht auch eine primäre Osteoannabolotherapie, also eine Knochenaufbautherapie, denken.

Dr. Anna-Katharina Doepfer:

Jetzt bin ich schon Feuer und Flamme und habe einen Fall, über den man nachdenken kann, also einen typisch oscilurgischen Fall. Aber ich hole nochmal ganz kurz alle Zuhörer mit ins Boot. Also wir haben, wenn man eine Diagnostik abgeschlossen hat und eine andere Ursache für eine Osteoporose ausgeschlossen hat und wir davon ausgehen können, dass das wirklich eine einfach Osteoporose an sich ist, sozusagen genetisch bedingt wahrscheinlich, dann denken wir natürlich darüber nach, wie die Therapie aussieht, denn wenn man natürlich eine andere Ursache hat, würde man immer erst die andere Ursache therapieren, und dann muss man manchmal teilweise auch gar nicht mehr die Osteoporose therapieren, weil die sozusagen nur eine Begleiterscheinung ist von einer ganz anderen Erkrankung. Und jetzt schlage ich den Bogen schon wieder zurück. Es brennt mir schon in den Fingern, dann zu gucken okay, wenn wir jetzt eine Patientin haben wir nehmen einfach mal deine Schwiegermutter an die einen Wirbelkörperbruch hat, wahrscheinlich über 60 ist oder vielleicht sogar über 70, dann muss dieser Wirbelbruch möglicherweise Knochenaufbau und therapiert werden.

Dr. Anna-Katharina Doepfer:

Und es war eben schon Thema wir haben ja eine Osteologie, verschieden die Medikamente zur Verfügung. Häufig ist es bei den Zuhörern bekannt, dass es so etwas wie Bisforsonate gibt. Also dass alle Dronate oder alle Dronensäure haben viele schon mal gehört, ist auch vielen bekannt. Das ist eine Tablette, eine Wochen Tablette kann man ganz gut machen, aber was haben wir denn für Optionen? Vielleicht können wir das nochmal so unseren Hörern nochmal erklären.

Dr. Uwe De Jager:

Also ganz, ganz wichtig ist, immer zu sagen, dass allermeiste können die Patienten selber tun. Das heißt nämlich, wenn es irgendwo geht, in Bewegung bleiben. Es gibt dann einen schönen Spruch Muskelmasse ist gleich Knochenmasse, also je mehr Muskulatur ich habe, und die kriege ich leider nur über Bewegung. Also das geht auf der Couch sicherlich nicht. Wir müssen uns bewegen, damit wir dem Knochen zeigen, dass er gebraucht wird. Unser Knochen ist Weltmeister im sichere Weg rationalisieren, und das geht über die Muskulatur. Gutes Beispiel sind hier die Astronauten. Die kriegen sogar osteoporose Mitteln und müssen massiv Sport betreiben, damit sie nicht in der Schwerelosigkeit massiv Knochen verlieren, und deswegen ist die Bewegung zunächst mal voranzustellen. Das andere ist natürlich die Ernährung.

Dr. Uwe De Jager:

Der Knochen lebt vom Kalzium. Deswegen müssen wir im Kalzium in ausreichender Menge zur Verfügung stellen, und auch Proteine, dass er auch Muskeln und sich selbst aufbauen kann. Und letztlich ist natürlich das Vitamin D und das ganze. Diese drei bezeichnet man als sogenannte Basisterapie. Die ist immer ganz, ganz wichtig, weil alles andere wirkt sonst nicht, wenn wir diese drei Kriterien nicht ausreichend erfüllen.

Dr. Uwe De Jager:

Ansonsten gibt es sehr gute, sehr wirksame Medikamente, die Knochenbrüche in 50, 70 Prozent und mehr verhindern können. Das sind ganz hervorragende Zahlen. Und wir reden auf der einen Seite über die sogenannte Knochenabbauhemmung. Man muss sich vorstellen. Es gibt an dem Knochen aufbauende Zellen und abbauende Zellen, und diese abbauenden Zellen, die Osteoclasten, die werden durch diese Arterpräparate werden die gehemmt, das heißt, die Anzahl wird vermindert. Und Katharina, du hast es schon erwähnt, das sind die Bisphosphonate in der absolut ersten Reihe.

Dr. Uwe De Jager:

Orale Bisphosphonate haben wir, die wöchentlichen Regelfälle nehmen, allen Drohnen und Riesidrohnen. Das Wichtige ist, diese Präparate, die wirken fantastisch. Leider werden sie ganz, ganz schlecht im Magen, da haben Trakt aufgenommen. Deswegen muss man die immer nicht annehmen, halbe Stunde vor dem Frühstück, aber man muss es ja glücklicherweise nur einmal die Woche machen. Es gibt das gleiche dann auch zum Spritzen. Das wäre dann Ibern Drohnsäure und als Infusion, die man nur einmal im Jahr machen muss, auch die Zollendrohnsäure. Diese Präparate sind relativ gut etabliert. Wir haben schon lange Therapierfahrungen, schon weit über 20 Jahre mit diesen Präparaten.

Dr. Uwe De Jager:

Ne, das Neuresklammer auf Neures 12 Jahre gibt es jetzt auch schon. Auf dem Markt ist Dinosumab. Das ist auch ein Präparat, was etwas früher ansetzt, dass sich diese Ostioklasten, also die Knochen abbauenden Zellen, die gar nicht erst entwickeln. Wir können also die Anzahl damit reduzieren. Und auf der anderen Seite haben wir dann Präparate, die den Knochen aufbauen, ostioanabodotherapie.

Dr. Uwe De Jager:

Das geht zum einen mit einem Präparat, das man täglich spritzen muss. Das ist das sogenannte Terriparatit, das ist ein Teil eines Nebenschilddrüsenhormons, was man spritzt. Man macht damit einen kleinen Pieck und stimuliert damit die Knochen anbauenden Zellen. Auf der anderen Seite ein neues Präparat das ist jetzt sehr gut zwei Jahre zugelassen, das Romosozumab. Das wird einmal im Monat über ein Jahr gespritzt, und dieses Präparat hat eine besondere Funktion. Das ist ein monoklonaler Antikörper. Das ist ja so die neuere Therapieform, die wir ja häufig heutzutage finden. Das blockiert einen gewissen Prozess am Ostioblasten, also im Aufbauer, so dass sehr, sehr stark Knochen aufgebaut wird, und das ist zum Beispiel, was man bei der Schwiegermutter überlegen kann muss man erstmal einen Knochenaufbau betreiben, bevor man dann den Knochen abbauhemmt, insbesondere weil ein hohes Risiko hat, eine Folgefraktur zu bekommen.

Dr. Robert Hudek:

Jetzt haben wir viele verschiedene Medikamente gehört, also Tereparatide und also rekombinantes Paratormon und alle möglichen High-End-Farmaker. die sind ja wahrscheinlich relativ teuer. Also, die Pharmafirmen haben sehr lange entwickelt und verlangen hohe Preise. Zahlen die Krankenkassen das denn einfach so?

Dr. Uwe De Jager:

Ja, das ist immer wieder eine sehr, sehr gute Frage. Im Prinzip ja, da muss man frei nach Radio Arrivan antworten ja, die übernehmen die Therapie, wenn sie indiziert ist. Man muss ganz klar sagen, dafür hat man dann auch gewisse Spielregeln aufgestellt, oder die werden aufgestellt. Und ich denke, da wird das noch sehr interessant sein, auch für uns Ärzte in der Therapie, den neuen Algorithmus der Leitlinien zu sehen, der hoffentlich damit verbunden ist, dass wir auch einen Rechner bekommen, der uns zum Schluss sagt das und das sind die Risikofaktoren. Wir haben ein gewisses Patientenalter, wir haben eine gewisse Knochendichte Messung, wir haben vielleicht diesen Knochenbruch, den wir natürlich einbeziehen müssen, und kriegen dann hinten raus. Ergebnis ist, es soll eine zunächst Knochenaufbautherapie gemacht werden, würde uns vereinfachen.

Dr. Uwe De Jager:

Ansonsten gibt es entsprechende Studien mit Einschlusskriterien, an denen man sich im Regelfall orientiert. Wir müssen im Wesentlichen auf die Schwere des Risikos achten. Haben wir einen Hochrisikopatient, muss man sagen, würde ich als Patient das schon fast einfordern, dass ich so eine Therapie bekomme. Und das ist auch die Entwicklung der nächsten Jahre, und ich denke, es ist eine spannende Entwicklung auch für uns Ärzte, nicht nur unter dem Kostenauspekt. Entscheidend ist ja, wir möchten Knochenbrüche verhindern, und wenn man es ein bisschen weiter denkt jeder verhinderte Knochenbruch, der insbesondere nicht in der Klinik landet, spart immense Kosten. Das wird immer wieder unter den Tisch gekehrt. Wir haben auf der einen Seite zwar Kosten im ambulanten Bereich, aber wir sparen, wenn wir die Knochenbrüche verhindern, kosten im stationären Bereich, und man darf es sich nicht vertun Jede Schenkelhaltsfraktur hat ein höheres Risiko, die nächste Pflegestufe zu erreichen. Das heißt, wir könnten auch Pflegekosten sparen und damit für den Patienten insbesondere seine Selbstständigkeit erhalten, und das ist das Entscheidende. Der Patient muss sich zu Hause wieder wohlfühlen, er muss sich selber versorgen können, sollte keine Angst bekommen vom nächsten Sturz.

Dr. Anna-Katharina Doepfer:

Was würdest du jetzt so jemandem mitgeben und sagen, was kann man denn selber tun? Wir hatten das schon mal so ein bisschen über allem angerissen. Was ist das Allerwichtigste, was jeder Patient tun sollte, wenn wir sagen, es geht um Thema Knochenschwund? was kann man in jungen Jahren vielleicht tun? was kann man tun, wenn man ein bisschen älter ist, und wie kann man aufmerksam versuchen, seine Osteoporose zu verhindern, oder beziehungsweise mit wachsamem Auge der Osteoporose sozusagen ins Auge blicken?

Dr. Uwe De Jager:

Ich denke, das Entscheidende ist natürlich die Bewegung, zunächst mal. Also fangen wir mal vorne an. Wenn ich schon im Kindes und Jugendalter mich kaum mehr bewege und wir müssen da auch einen Augenmerk auf unsere Corona-Jugend haben, die doch leider hat sehr viel vor dem Rechner verbringen müssen, die wenig draußen sein dürfen, da verlieren wir einfach schon A, muskelmasse und B, aber auch Koordinationsvermögen. Wir dürfen uns nicht vor tun, bewegungserfahrung heißt auch, ich lerne was fürs Alter, und das muss ich abrufen. Und die Bewegung fängt wirklich mit durchaus ein bisschen Krafttraining an. Die kann aber auch mit kleinen Erschütterungen zusammenhängen. Also, es laufen es bestimmt besser als es schwimmen, das muss man ganz klar sagen. Aber wichtig ist überhaupt, sich zu bewegen. Das andere macht dann die Knochen.

Dr. Uwe De Jager:

Gesunde Ernährung auch aus, das war ausreichend Milchprodukte, käse, joghurt, quark, calcium zu uns führen, oder auch über Grüngemüse, brokkoli zum Beispiel ist viel drinnen, und wer so mit Milch unter Milchprodukten nicht so viel tun kann, vielleicht kann er doch sich über ein Käse freuen oder vielleicht auch über ein Tofu, wo auch relativ viel Calcium drin ist. Und ganz vergessen wird heutzutage gerne, dass wir auch über Mineralwässer Calcium zu uns nehmen können. Und wer das alles nicht mochte, was ich gerade sagte, der möges wenigstens mit Calcium reichen Mineralwässern probieren, und da gibt es durchaus entsprechende Quellen. Die liefern uns 500 oder mehr Milligramm Calcium pro Tag und nur mal so einen Daumenwert. Wir brauchen ungefähr so ein bis anderthalb Gramm Calcium pro Tag. Das reicht völlig aus, und wer sich da ein bisschen sensibilisiert, der hat schon alles richtig gemacht.

Dr. Uwe De Jager:

Anderes Problem ist, wenn wir sehr, sehr dünn werden. Wir haben sicherlich einen Risikoprofil bei sehr schlanken Patientinnen häufig aber es gibt heutzutage sehr viele Fitnesshypes, die da auf Muskeln abzielen aber dann auch fast eine Unterfettung, und wenn ich kaum Fett in meinem Körper habe, kann ich auch zum Beispiel als Frau kaum Estrogen speichern. Viele Frauen kriegen dann gar keine Regelblutung, und je weniger Regelblutungszeit ich habe, umso eher habe ich halt ein Estrogenmangel und damit verbunden auch eine entsprechende frühzeitige Osteoporose. Und bei Männern kann es ähnlich aussehen. Also, wenn ich da überteibe mit der Ernährung oder ich vielleicht sogar eine Ernährungstörung habe, dann habe ich eine Minderaufnahme von zum Beispiel wichtigen Proteinen, von entsprechenden Mineralstoffen wie auch Skalzium, wie auch das Vitamin D Und das Vitamin D vielleicht auch nochmal zwei Wochen. Dazu haben wir noch gar nichts zu gesagt.

Dr. Uwe De Jager:

Das mit der Sonne ist ja immer so ein Thema. Vitamin D ist ganz, ganz wichtig, aber wir haben ab einem gewissen Alter man darf durchaus sagen, so ab 55, 60, nicht mehr so die Fähigkeit in der Haut, das Vitamin D zu Verstoff, wechseln. Das heißt, bei Osteoporose sollte man durchaus auch frühzeitig die Vitamin D Substitution ganz regelhaft machen, und ich empfehle meinen Patienten dadurch aus 1000 bis 2000 internationale Einheiten pro Tag. Das mit der Sonne sieht zwar auf der Haut schön braun aus, aber im Alter schafft es die Haut nicht mehr, entsprechend Vitamin D-Vorstufen aufzunehmen. Also ich kann frühzeitig was machen, ich kann darauf achten, dass ich nicht so viel Phosphat auch zu mir nehme.

Dr. Uwe De Jager:

Das ist immer wieder ein Thema. Wurst, fleisch, also gerade die Billigfleischsorten haben ein Riesenproblem. Die sind alle mit Phosphaten geimpft. Nennt man das? Das bindet Wasser. Wir kaufen relativ viel Wasser ein und wenig Fleisch. Das sieht man dann immer so schön zerplatzen in der Pfanne oder auf dem Grill. Also da muss man ein bisschen auf achten. Softdrinks mehr so als Thema mal reingeworfen, aber ich denke, da kann man noch stundenlang drüber sprechen, wie man sich Ernährungstechnisch-Bewegungstechnisch verhalten sollte. Wichtig ist bewegen und vernünftig, ausgewogen ernähren, kalzium und Protein reich. Das ist so die Botschaft, die ich damit geben möchte.

Dr. Anna-Katharina Doepfer:

Ich stimme dir zu Knochengesundheit fängt schon im Kindesalter an und sollte natürlich auch als Erwachsener weitergeführt werden, im Rahmen von gesunder Ernährung und guter Bewegung. Ganz herzlichen Dank für den schönen Überblick zum Thema Osteoporose und Knochengesundheit. Ich denke, wir konnten unseren Hörern einiges mit auf den Weg geben und verhindern hoffentlich in Zukunft viele osteoporotische Frakturen.

Dr. Robert Hudek:

Ich habe tatsächlich auch viel gelernt heute, katharina. Ich muss auch wirklich sagen, dass die Osteoporose ja auch so ein Feld ist, was so ein bisschen vernachlässigt wird. Die Knochengesundheit gerät etwas ins Hintertreffen, wenn wir das mal vergleichen Zum Beispiel mit Herzgesundheit. Da wird ja ganz viel Prävention betrieben, aber eigentlich müsste man das ja auch für den Knochentun, also eine Knochensprävention, die vor allem sehr früh anfängt. Deswegen vielen Dank auch an beide Experten heute in der Runde. Mein Name ist Robert Hudeck.

Dr. Anna-Katharina Doepfer:

Mein Name ist Katharina Döpfer, und wir sind Orthopäden und Unfischeroge aus Hamburg.

Dr. Robert Hudek:

Deswegen wünschen wir jetzt Mast und Schultbruch.

Dr. Anna-Katharina Doepfer:

Und in Hamburg sagt man Tschüss.

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